Heimatverein Eystrup Grafschaft Hoya e.V.

Der Bienenforscher Gustav Dathe

Gustav Dathe

Gustav Dathe

 

Obwohl er zu Lebzeiten weit über Eystrup, auch über Deutschland hinaus, bekannt war, dürften ihn nur die wenigsten Eystruper kennen oder schon einmal etwas von ihm gehört haben.
Gustav Dathe zählte ebenso wie später sein Sohn Rudolf zu den erfolgreichsten und bekanntesten Bienenzucht- und Imkereiexperten seiner Zeit.
Er gründete und leitete in Eystrup die einzige Imkerschule des Deutschen Reiches.
Außerdem entwickelte er nicht nur zahlreiches praktisches Zubehör für die Imkerei, wie z.B. die bekannte Imker-Pfeife, die nach ihm benannte wurde und bis heute von den Imkern verwendet wird, sondern auch den Dathe-Stock, eine Weiterentwicklung des Berlepsch-Ständers mit dem Dathe-Rähmchen, der bald große Beachtung fand.
1880 wurde das Dathe-Rähmchen mit den Maßen 36 Zentimeter hoch und 22,2 Zentimeter breit als Normalmaß angenommen.
Weitere Erfindungen Dathes sind seine Schneideform und seine Wabenzange. Außerdem verfasste er ein "Lehrbuch der Bienenzucht" und eine Anleitung zur Bienenzucht.

Gustav D a t h e wurde am 15. Mai 1813 in Königshofen* bei Eisenberg als Sohn eines Landwirts geboren. Um Lehrer zu werden, besuchte er das Lyzeum in Eisenberg. Während seiner ersten Anstellung als Lehrer in Röcken betätigte er sich bereits mit der Bienenzucht. Dort heiratete er auch und dort wurde sein Sohn Rudolf am 20. Oktober 1849 geboren. Nach seinem Ausscheiden aus dem Schuldienst** wandte er sich der Imkerei zu. Er siedelte nach Eystrup um und kaufte sich dort das Anwesen in der Strubenstraße, wo er sich seitdem ganz der Bienenzucht widmete.

* Königshofen ist ein Ortsteil der Gemeinde Heideland im Saale-Holzland-Kreis in Thüringen
 
Wohnhaus von Gustav Dathe in der Eystruper Strubenstraße
Wohnhaus von Gustav Dathe in der Eystruper Strubenstraße
** In dem Buch von Timo Hoyer: "Nietzsche und die Pädagogik: Werk, Biografie und Rezeption" über den Philologen Friedrich Nietzsche, der in Röcken aufwuchs, befindet sich auf den Seiten 116 und 117 eine Passage über den damaligen Lehrer Gustav Dathe, die vermutlich den wirklichen Grund seines Ausscheidens erkennen lässt.
Dort heißt es: "Der Lehrer in Röcken hieß Johann Christian Gustav Dathe. Er bewohnte mit seiner Frau und seinen Kindern das Obergeschoss des Schulhauses.
Dathe war ein aggressiver, despotischer Mann, der dem Schulinspektor Carl Ludwig Nietzsche wenig Respekt zollte (vgl. Bohley 1987, 177).
Die psychischen Anforderungen und demotivierenden Begleitumstände seines Berufs" mögen eine Ursache dafür gewesen sein, dass er sich, wie aus einer amtlichen Chronik über die Röckener Lehrer hervorgeht," privat und in der Schule in körperlichen Gewalthandlungen erging.

Administrative Verweise und Geldstrafen konnten den Prügelszenarien keinen Einhalt gebieten, so dass er 1854 seines Amtes enthoben werden musste. Diese Entlassung wiegt umso schwerer, da in dieser Epoche Schulstrafen eher ge- als verboten waren."

Gustav D a t h e starb am 24. August 1880 in Eystrup an einem Herzleiden.

 

Wohnhaus von Gustav Dathe in der Eystruper Strubenstraße
Zeitungsartikel aus dem Hoyaer Wochenblatt vom 26.08.1880

Gustav Dathes Enkeltochter Frau Elisabeth Borchers beschreibt das Anwesen in Eystrup wie folgt:

„In dem großen Garten in Eystrup waren an Bienenständen: in einem sehr großen Viereck die Korbschauer für über 100 Völker und eine Weiselzucht, ein großer runder Pavillon und ein massives Korbhaus. Der Stand in Hämelhausen wurde nur zur Heidetracht besetzt. Einen ständigen größeren Korbstand unterhielt mein Vater noch in Gandesbergen b. Eystrup. Gustav Da t h e richtete in Eystrup eine Imker-Tischlerei ein, in welcher Bienenkästen und -geräte handwerklich gemacht wurden. Das Anwesen in Eystrup steht noch in alter Form bis auf kleine innere Veränderungen. Vom Garten ist ca. die Hälfte abgegeben."

 

Teil der Bienenzuchtanlage in Eystrup 1891
Teil der Bienenzuchtanlage in Eystrup 1891

Aus D a t h e s Veröffentlichungen war bekannt, dass er Züchtungen und Kreuzungen mit deutschen und italienischen Bienen durchführe.
Daher war es auch keine Seltenheit, dass interessierte Fachbesucher bei der Familie Dathe zu Gast waren.




Wenn Sie auf die Abbildung klicken, kommen Sie zur digitalisierten Ausgabe der Bücher des ZB MED - Leibniz-Informationszentrum für Lebenswissenschaften.
Lehrbuch der Bienenzucht und Anleitung zum Italisieren
Anletung zum Italisieren
Abbildungen der Bücher mit freundlicher Genehmigung des ZB MED - Leibniz-Informationszentrum für Lebenswissenschaften.

So auch am 10. September 1871, als der Vorstand des Mährischen Bienenzuchtvereines in Begleitung des katholischen Ordenspriesters Prälat Gregor M e n d e l, dem später bedeutenden Naturforscher, der die nach ihm benannten "Mendelschen Regeln der Vererbung" entdeckte und deshalb auch als „Vater der Genetik“ bezeichnet wird.

 

Besuchergruppe bei der Familie Dathe in Eystrup
Besuchergruppe bei der Familie Dathe in Eystrup

Prof. Dr. Edwin Lauprecht beschreibt den Besuch Mendels in einem Sonderdruck des Mährischen Museums in Brünn, Tschechien, "Zur Begegnung von Mendel mit dem Bienezüchter Dathe" wie folgt:

„Von Hannover aus wurde am 10. ein Abstecher nach Eystrup gemacht, um da die Bienenstände des geachtetsten Praktikers und Verfassers des rühmlichst bekannten, binnen Jahresfrist in zwei Auflagen erschienenen Lehrbuches der Bienenzucht, als Vereinswerk der Hessischen Bienenzüchter-Vereine etc.
Da t h e zu besichtigen.

Herr D a t h e war auf den Besuch vorbereitet und erwartete die Reisenden am Bahnhofe.
Nach herzlicher Begrüßung begab man sich in dessen Behausung, wo kurz gerastet und gleich darauf der Hausbienenstand besichtigt wurde.
Die Wirtschaftsvölker waren eben in der Heide und man fand nur die Königin-Zuchtstöckchen, 150 an der Zahl, vor. Es waren zumeist Viertel- und Oktav-Kästchen.

 

Bienenstand der Familie Dathe
Bienenstand der Familie Dathe

Der alte Herr D a t h e, welcher bereits den zweiten Sommer durch den Bau seiner Realitäten vollauf in Anspruch genommen ist, führt nur die oberste Leitung des Bienenzuchtgeschäftes, die praktische Ausübung selbst besorgt sein Sohn Herr Rudolph D a t h e Nachmittags wurde der Wirtschaftsstand in der Heide zu Hämelhausen, etwas über eine Stunde Wegs von Eystrup entfernt, besucht.
Es standen da 64 Zwillingsstöcke in Stapeln und eine unabsehbare Reihe von Stülpkörben verschiedener Form und Größe, teils auf Brettern teils auf bloßer Erde. Die Zwillinge waren alle mit Italienern besetzt.

Die Stülper. welche alljährlich angekauft werden, um italisiert und verkauft zu werden, enthielten zum Teil noch dunkle Völker. Alle Stöcke dieses Standes strotzten voll Honig; so mancher wog 80 Pfund und darüber. — Als die Besucher sahen und hörten, daß der hier abseits befindliche Stand die ganze Zeit hindurch unbewacht und dennoch unbeschädigt bleibt, mußten sie sich wehmütig-seufzend die Frage aufwerfen: wie würde es den lieben Bienen unter solchen Verhältnissen bei uns ergehen?"

 

Besuchergruppe vor einem Bienenstand
Besuchergruppe vor einem Bienenstand
Placeholder image
Rudolph Dathe

 

links Rudolf Dathe, rechts im Kreis seiner Familie 1891
links Rudolph Dathe im Kreis seiner familie, rechts Todesanzeige seiner ersten Frau Bertha
Die erste Dathe-Pfeife
Die erste Dathe-Pfeife
Dathes Bienenstand in Gandesbergen
Dathes Bienenstand in Gandesbergen
Ansichtskarte mit "Fröhlichem Imkergruß"
Ansichtskarte mit "Fröhlichem Imkergruß"
Besuchergruppe 1. bis 31. Juli 1896 Obere Reihe von links: H.Frerking, G.Höner, H.Burfeind, W.Linnemann, H.v.Oven, H.Wohlers Mittler Reihe von links: F.Lindemann, J.Böschen, W.Ahrens, F.Plugge, C.Schulz, J.Bohlen, F.Badenhoop Untere Reihe: H.Wessels, A. Wilhelms, A.Alfonsus, Rudolf Dathe, Frau Dathe, Frau Böhling, F.Langhammer
Besuchergruppe 1. bis 31. Juli 1896
Obere Reihe von links: H.Frerking, G.Höner, H.Burfeind, W.Linnemann, H.v.Oven, H.Wohlers
Mittler Reihe von links: F.Lindemann, J.Böschen, W.Ahrens, F.Plugge, C.Schulz, J.Bohlen, F.Badenhoop
Untere Reihe: H.Wessels, A. Wilhelms, A.Alfonsus, Rudolph Dathe, Frau Dathe, Frau Böhling, F.Langhammer

 

Das ehemalige Dathe Haus kurz nach der Sanierung
Das ehemalige Dathe Haus kurz nach der Sanierung

Am 10. September 1969 wurde auf Initiative des Heimatvereins Eystrup eine Gedenktafel zur Erinnerung an den Aufenthalt Gregor Mendels am Haus Strubenstraße 23 in Eystrup enthüllt.

 

Gedenktafel  am ehemaligen Dathe-Haus in der Strubenstraße 12
Gedenktafel
am ehemaligen Dathe-Haus in der Strubenstraße 12
nach oben