Heimatverein Eystrup Grafschaft Hoya e.V.

Geschichtsträchtige Orte uns Sehnswürdigkeit in Eystrup

Station 1
Alter Güterschuppen

Güterumschlag von (1847-2006)

Der Alte Güterschuppen ist das letzte Überbleibsel des ursprünglichen Gebäudekomplexes, der ab Dezember 1847 die „Haltestelle“ Eystrup an der Strecke der Hannover-Bremer Eisenbahn bildete.

Alter Güterschuppen
Der Güterschuppen Mitte der 70er Jahre

Zuvor hatten das Königreich Hannover und die freie Hansestadt Bremen 1845 in Nienburg einen Staatsvertrag über die Errichtung einer Eisenbahnverbindung ratifiziert, um beide Zentren mit „leichteren und verbesserten Handelsverbindungen" auszustatten.

Der Bau der Strecke beginnt schon im nächsten Jahr und wird so zeitig beendet, dass bereits im November 1847 Probefahrten zwischen Bremen und Hannover stattfinden können.

Am 12. Dezember 1847 wird der fahrplanmäßige Güter- und Personenverkehr zwischen beiden Städten eröffnet.

Eystrup erhält mit diesen Zügen Anschluss an die „große weite Welt“.

Alter Güterschuppen

Gleisplanausschnitt
Bahnhof Eystrup 1851


D Güterschoppen

17. Vorplatz.
18. Expedition.
19. Steuer-Bureau
20. Lagherraum
21. Rampe
22. Perron

B Nebengebäude
7. Utensilienraum
8. Ställe
9. Aborte für Herren.
10. Aborte für Damen.
12. Pissoir
13. Oekonomie Hof.

Bis 1852 wird die kleine, den ländlichen Verhältnissen entsprechende Bahnhofsanlage in Eystrup mit einem Empfangsgebäude, einem Nebengebäude (Aborte, Lagerraum und Ställe), einem Güterschuppen und einer Wasserstation ausgerüstet.

Zunächst arbeiteten hier ein Expedient (Mitarbeiter für die Abwicklung des Frachtverkehrs), ein Nachtwächter und ein Türsteher.

Alter Güterschuppen

Zwischen 1852 und 1855 wird die „Haltestelle“ Eystrup zu einer „Zwischenstation“ aufgewertet und erhält mit Friedrich von Seelen seinen ersten Bahnhofsvorstand.

Im November 1881 nimmt die Lokalbahn Hoya-Eystrup ihren Dienst auf. Ein Gemeinschaftsbahnhof der hannoverschen Staatsbahn und der Hoyaer Eisenbahn verbindet den ländlichen Raum mit den großen städtischen Zentren.

A. Hauptgebäude
1. Vorplatz
2. Billet- u. Gepäck-Expedition
3. Wohnung des Portier
4. Wartesaal I u. II. Cl.
5. Büffet
6. Wartesaal III. Cl.

C. Wasserstation
14.Vorwärmer und Pumpe
15. Coaks-Raum
16. Arbeiterraum
22. Perron

 

Alter Güterschuppen

Ca. 100 Jahre nach seiner Entstehung beschäftigt der Bahnhof Eystrup mit sämtlichen Nebenanlagen und den zugeordneten Stationen Dörverden und Rohrsen mehr als 100 Mitarbeiter.

In dieser Zeit erfüllt der Bahnhof Eystrup mit seinem Güterschuppen die Funktion als Güterverkehrs-Standort für den regionalen Bedarf (Zulieferung und Abtransport landwirtschaftlicher Güter und Rohstoffe bzw. Produkte örtlicher Industriebetriebe, z. B. der Firmen Göbber, Grünzig, Leman und Riedel).
 

Alter Güterschuppen
Frachtbrief der Senffabrik Leman

Doch verlagern sich öffentlicher und privater Verkehr in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts auch in unserer Region immer mehr auf die Straße.

In der Folge nimmt die Bedeutung der Schiene für den Transport benötigter rsp. hier produzierter Güter sehr stark ab, ohne jedoch völlig zu verschwinden.

Der Güterschuppen beherbergte früher die Güterexpedition, hier konnte jeder seine Güter aufgeben und auch abholen; hier wurden die Güter aufgegeben, die für den Posttransport zu schwer waren.

Alter Güterschuppen
Hermann Lutze am Schreibtisch der Güterabfertigung um 1960

Entsprechend wichtig waren sie vor dem Aufkommen der Lastwagen für die örtliche Wirtschaft, da sie den Warenfluss eigentlich erst in Gang brachten.

Allerdings wurde meist nur Stückgut angenommen, auch deshalb, weil die Ware unterwegs in der Regel mehrmals umgeladen werden musste.

Doch diese Art des Umschlags war personalintensiv; die notwendige Rationalisierung nach dem Zweiten Weltkrieg führte unter anderem dazu, dass 1961 die Europoolpalette eingeführt wurde.

Dies erleichterte zwar den Umschlag, doch gerade das mehrmalige Umladen während des Transportes blieb.

Alter Güterschuppen
Hermann Reimer, Lademeister des Güterschuppens

Durch Umorganisation und Verlagerung des Stückgutverkehrs auf die Straße sind fast alle Güterschuppen überflüssig geworden.

Vereinzelt wurden die Güterschuppen von Firmen übernommen und als Gleisanschluss benutzt.

Diese Weiterverwendung ist allerdings durch Streichung der Bedienung etlicher Bahnhöfe auch selten geworden, da die Frachtmenge bei solchen Kunden meist als zu gering angesehen wird.

Die meisten Güterschuppen wurden abgebrochen, für verschiedene andere Zwecke genutzt oder standen leer.

So auch der Eystruper Güterschuppen.

1999 verfiehl der Eystruper Güterschuppen mehr und mehr. Das marode Dach führt zu Wasserschäden und verfaulenden Hölzern. 

Alter Güterschuppen

Vandalismussschäden nehmen zu.
Eintretendes Wasser zerstört das Gebälk im Innenbereich.
Der Verfall des Gebäudes schreitet voran.

2002 erwirbt die Spedition Land
den Güterschuppen von der Gemeinde Eystrup, die sämtliches Bahnhofsgebäude zuvor von der Bahn erworben hatte, um ihn als Zwischenlager für ihren Sekt-Umschlag von der Schiene auf die Straße zu nutzen.

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Sektumschlag von der Schiene auf die Straße von links. Bürgermeister Alfred Schindler, Spediteur Bernhand Land und Gemeindedirektor Jost Egen am 04.04.2001
Alter Güterschuppen

Um einen weiteren Verfall des Gebäudes zu verhindern werden das Dach und die Fenster im Südgiebel saniert.

Die umfangreichen Zimmerer- und Dachdeckerarbeiten werden von der Firma Hestermann ausgeführt.


Da die Nutzung des Güterschuppens als Lagerhalle allerdings schon nach wenigen Jahren aufgegeben wird, bietet die Spedition Land dem Heimatverein das Gebäude zur Nutzung an.


Mit großem Elan und Begeisterung machen sich die Mitglieder an die Arbeit. Sowohl im Außen- als auch im Innenbereich wird Hand angelegt.

Alter Güterschuppen

Störende Wände werden abgebrochen, alter Putz entfernt, gereinigt und schadhafte Stellen ausgefugt.

Die vorhandenen Tore werden von innen zugemauert, gedämmt und von außen mit Holz verkleidet.

Im Erdgeschoss werden vorhandene Holzfußböden durch Betonböden ersetzt,  Innenwände werdem mit Fermacel verkleidet und in einigen Bereichen das Ziegelmauerwerk wieder sichtbar gemacht.     
Die Wände erhalten eine Anstrich und der Fußboden einen Teppichbelag. In der Küche und in den Toilettenräumen werden Fliesen verlegt.

Auch im große Veranstaltungsraum geht es weiter.

Im Sommer 2008 wird die erste Besuchergruppe begrüßt.

Alter Güterschuppen

Mit der Deckenverkleidung geht die Arbeit weiter Die Beleuchtung wird installiert.

Die Ausgangstür zur Rampe ist eingebaut. die Wandflächen werden wieder verkleidet.

Die Küche wird eingerichtet.

2009 ist es endlich soweit, die Ausbauarbeiten sind abgeschlossen.

Der Güterschuppen kann als Vereinsdomizil und für Veranstaltungen genutzt werden.

Die Jahreshauptversammlung 2013 ist gut besucht, der Veranstaltungsraum ist bis auf den letzten Platz gefüllt.

 

Alter Güterschuppen

Im März 2014 gastiert der NDR-Moderator Peter von Sassen mit seinem Wilhelm-Busch-Abend im Güterschuppen.

Es es die vorerst letzte öffentliche Veranstaltung in diesem Raum, denn der notwendige Um- und Erweiterungsbau ist wegen Missachtung wichtiger Bauvorschriften bereits beschlossen.

Dass sich der Baubeginn dann aber noch um ein Jahr verzögert, ahnt damals keiner.

Dass die erforderlichen Umbauarbeiten nicht bei jedem Mitglied auf große Gegenliebe stießen, dürfte angesichts der bisher geleisteten Arbeiten, die durch den Umbau zunichte gemacht werden, nachvollziehbar sein.

Alter Güterschuppen

Die Abrissarbeiten verändern das Erscheinungsbild schlagartig.

Die Wände des Toilettenbereichs werden versetzt. Auch die Tür zum großen Veranstaltungsraum bleibt nicht dort wo sie ursprünglich war.

Die Holzkonstruktionen des Dachstuhls und die Innenwände werden freigelegt und gestrahlt.

Die Oberlichter der Schuppentore werden entfernt.

Neue Glastürelemente werden eingebaut

Alter Güterschuppen

Die Eingangsbereiche werden mit Stahltreppen ausgestattet.

Der Dachstuhl erhält eine Wärmedämmung. Marode Putzflächen werden saniert und mit einer Zementschlämme gestrichen.

Eine Strahlungsheizung wird montiert.

Die Wärmedämmung wird zwischen den Dachsparren mit Akustikplatten verkleidet.

Im hinteren Bereich des Güterschuppens wird die Trockenbauwand versetzt, um max. 180 Sitzplätze zu erreichen.  

Im vorderen Eingangsbereich wird ein Windfang montiert.
Der Fussboden erhält einen Linoleumbelag.

2016 der Güterschuppenumbau ist fertig.

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