Heimatverein Eystrup Grafschaft Hoya e.V.

Geschichtsträchtige Orte uns Sehnswürdigkeit in Eystrup

Station 8
Erste Eystruper Senffabrik

Borstenvieh, Edelgemüse und Tafelwürze (1873-1916)

Die hier gelegene, 1752 durch Heirat auf Heinrich Ludwig Lehmann übergegangene Vollmeierstelle Nr. 41, wurde nach dem Tode seines Sohnes Friedrich 1857 verkauft.

Dessen Neffe Philipp Leman erwarb 1873 den Hof und baute hier mit seinem Sohn Alexander die zuvor an der Hauptstraße Nr. 56 arbei­tende Senfmanufaktur zur ersten mit Dampfkraft betriebenen Eystruper Senffabrik aus.

Erste Eystruper Senffabrik
Briefkopf von 1899 mit Ansicht der Senffabrik am Standort Zur Zwillingslinde

1850
Nach dem Tod Johann-Ludwig Lemans übernahm dessen Sohn Philipp den Hof und die Senfherstellung an der Hauptstraße 56.

1873
siedelte er den Betrieb wegen Platzmangels zum neuen Standort
"Zur Zwillingslinde 2" um.

Philipp Leman war es auch, der dort die erste Dampfmaschine anschaffte, ein technisches Wunder seiner Zeit.

Die technischen Verbesserungen sowie der laufende Eingang von Aufträgen bedingten die Einstellung weiteren Personals.

Ein Heizer wurde angestellt in Person des Einwohners Burhop, ein Kutscher, der Pferd und Wagen zu betreuen hatte,  und andere.

Dieser unumstrittene Fortschritt barg jedoch für Philipp eine vermeintliche Gefahr: Die Preisgabe seine Fabrikationsgeheimnisses. 

Erste Eystruper Senffabrik
Links das Kesselhaus mit Dampfmaschine, rechts das Wohnhau, Aufnahme um 1880

Nach dem Ansetzen der Maische durch seine Mitarbeiter übernahm er es daher im gegebenen Augenblick selbst, den zu zermahlenden Rohstoffen die sorgfältig gehüteten Ingredienzen seines Rezeptes „unter Ausschluss der Öffentlichkeit“ hinzuzuschütten.

Erste Eystruper Senffabrik

Wenn Philipp Leman die im Jahre 1848 Eisenbahnlinie Hannover - Bremen benutzte, um persönlich mit seinen Abnehmerkreis in engere Fühlungnahme zu treten, so waren es später insbesondere seine beiden Söhne Alexander und Wilhelm die durch Reisen über weitere Anschlussstrecken mit Kundenwerbung begannen in dem Bestreben immer weitere Gebiete Deutschlands mit dem beliebten Eystruper Senf zu versorgen.

Nach dem Tod ihres Vaters 1894, brachte die Übernahme des Betriebes durch seine beiden Söhne Alexander und Wilhelm Leman weitere zeitgemäße Veränderungen.

Erste Eystruper Senffabrik
Leman Mitarbeiter um 1900

Eine größere Dampfmaschine, die mit ihren 32 PS den erhöhten Anforderungen gewachsen war, wurde in Betrieb genommen, eine Mehlmüllerei der Senffabrikation angegliedert, neuzeitliche Glaspackungen für Senf eingeführt und vieles mehr.

Das persönliche und geschäftliche Zusammenwirken der Brüder unter Mitarbeit altbewährter Hilfskräfte, ließ „Leman´s Eystruper Senf“ zu einem Qualitätsbegriff werden weit über die deutschen Grenzen hinaus.

1902 wurde eine Ölmühle errichtet.

1904 nahmen die Brüder Leman die der Senfherstellung verwandte Essigfabrikation auf.


Erste Eystruper Senffabrik

1909 konnten weitere Absatzmärkte in Nord- und Mitteldeutschland erschlossen werden.

Außerdem stellte der zunehmende Export nach Südamerika und Südwestafrika die wachsende Beliebtheit der Leman´schen Erzeugnisse unter Beweis und ließ

1913
den Plan reifen, die durch viele Angliederungen von Teilbetrieben, wie Schweinezucht und Spargelplantagen, kompliziert gewordene Anlage von Grund auf neu zu errichten.

Erste Eystruper Senffabrik

Zu Beginn des Jahres 1914 konnte dieser Plan verwirklicht werden.

Durch den Erwerb eines großen und günstig gelegenen Grundstücks unmittelbar am Bahnhof Eystrup.

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Hoyaer Wochenblatt vom 03.03.1898 zum Gelände am Eystruper Bahnhof

Die hierauf unter Berücksichtigung aller neuzeitlichen Errungenschaften errichtete Fabrik konnte Ende 1915 ihrer Bestimmung übergeben werden.

Das Wohnhaus an der Zwillingslinde wurde danach in Teilbereichen umgebaut.

Erste Eystruper Senffabrik
Wohnhaus der Familie Leman, 2019 
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Entwurfszeichnung von 1919 für einen geplanten Erweiterungsbau des Wohnhauses