Heimatverein Eystrup Grafschaft Hoya e.V.

Villa Strube

Villa Strube

Sehr geehrte Besucher,
viele der hier gezeigten historischen Aufnahmen stammen aus den Unterlagen von Gerhard Rosebrock,
die er als Chronist des Eystruper Heimatvereins über viele Jahre zusammengetragen und niedergeschrieben hat.
Dafür gebührt ihm unsere große Anerkennung und unser herzlicher Dank.

Danken möchten wir aber auch Frau Dr. Klein der Besitzerin der Villa Strube und
Dr. Fritz Lohmann einem Ur-Urenkel des Bremer Kaufmanns August Schröder,
der das Rittergut in Eystrup mit allen dazu gehörenden Ländereien, Wäldern und dem Landhaus, der späteren Villa Strube 1862 erwarb.

Beide stellten uns freundlicherweise viele Informationen
und Fotos aus Ihrer Familienchronik für diese Seite zur Verfügung.

Villa Strube
Villa Strube mit Nebengebäuden
Die Zeichnung ist Teil einer Bildtafel, die Coralie Schröder geb. Will, Schwiegertochter von Augist Schröder,
wahrscheinlich nach ihrer Rückkehr aus Puerto Rico zu dessen 70. Geburtstag (1890) angefertigt hat.

Ein kurzer Abriss der Geschichte der Villa Strube.

Wer kennt sie von uns Eystrupern nicht, die Villa Strube. Einst Anwesen wohlhabender Herrschaften mit Höfen und Gärtnerei, nach Ende des 2. Weltkrieges Residenz des Befehlshabers der britischen Streitkräfte und heute im Besitz der Tieräztin Dr. Maria Klein mit ihrem Gestüt.

Den ersten Hinweis auf das Anwesen der heutigen Villa Strube findet man 1786, als der Besitzer des Eystruper Rittergutes, Land- und Schatzrat der Grafschaft Hoya, Jo Albrecht Becquer, auf dem heutigen Anwesen der Villa Strube ein hannoversches Land-/Jagdhaus errichten ließ.

Villa Strube

Nachdem das Rittergut Jahre später in den Besitz des Hauptmann August von Hugo übergegangen war, verkaufte es dieser einschließlich aller dazu gehörenden Ländereien und Wälder 1863 für 7700 Taler an den wohlhabenden Kaufmann August Schröder, dem große Zuckerrohr- und Tabakplantagen in den holländischen Kolonien sowie ein Handelshaus in Amsterdam gehörten.

August Schröder (1820-1899)
Kaufmann
August Schröder
(1820-1899)
Villa Strube
Die Villa Strube
auf einer historische Postkarte von 1908

Schröder ließ das Haus 1867 durch den Bremer Architekten Runge umbauen und erweitern.

Villa Strube
Die Villa Strube
auf einer historische Postkarte von 1936

1868 heiratete August Schröders Tochter Johanne (Jeanette) den Augenarzt Dr. Georg Strube. (Erster Bremer Augenarzt!)

Aus dieser Ehe gingen 7 Kinder hervor.

1. Marie Schünemann geb. Strube, verheiratet mit dem Bremer Kaufmann Hans Schünemann,

2. Georg Strube, zuletzt leitender Chefarzt am Willehadhaus vom Roten Kreuz (heute Rotes Kreuz Krankenhaus) in Bremen

3. August Strube, Bankier, der später den Strubenhof übernahm

4. Leopold (Leo) Strube, der nach Puerto Rico zog, dort keinen Erfolg hatte und bei den Amerikanern in Kriegsgefangenschaft geriet, 1919 auf der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft verstarb und dadurch die Heimat nicht mehr erreichte

Villa Strube
Das erste Gebäude auf dem Anwesen der heutigen Villa Strube
Aufnahme um 1900

5. Johanne (Hanny) Strube

6. Nora Arens geb. Strube, verheiratet mit dem Pianisten Friedrich Arens

7. Lisa Boner geb. Strube, verheiratet mit dem Bankier Franz Boner, mit dem sie zuletzt in Bergen (Oberbayern) lebte.

Um 1880 geriet das Handelshaus "Büsing, Schröder & Co." gegenüber der Konkurrenz in Schwierigkeiten und wurde schließlich liquidiert.

Das Rittergut samt Villa wurden 1882 zwangsversteigert

Es gelang August Schröders Schwiegersohn, dem Augenarzt Dr. Georg Strube und dessen Bruder Leopold (Leo), das Gut zu ersteigern.

August Schröder konnte bis zu seinem Tode (1899) weiter darin wohnen. Die Villa wurde nun zur „Strubenvilla“.


Villa Strube
Von links:
Hanny Strube, ihre Mutter  Johanne (Jeanette) Strube geb. Schröder, Nora Arens geb. Strube und Tante Hannchen Knippenberg

Einen ausgezeichneten Einblick in die Zeit zwischen 1878 und 1887 bekommt man in unserer Buchempfehlung:

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"Briefe von Tante Hannchen nach Puerto Rico"
Was in der Welt um 1880 in Eystrup, Bremen und anderswo so passierte."

von Dr. Fritz Lohmann, Wolfgang Rohdewald und Horst Müller-Kuntzer:
© 2020-Selbstverlag Dr. Fritz Lohmann
von-Ketteler-Str. 6,
51469 Bergisch-Gladbach

Geschrieben von Tante Hannchen (Johanne Knippenberg), der Schwester von August Schröder.

Johanne Knippenberg berichtet in ihren Briefen an ihren Neffen Jules Schröder nicht nur über ihr persönliches Befinden, sondern auch über freudige Ereignisse, Feiern, Feste, Hochzeiten, Geburten bei Familienmitgliedern und Freunden. Auch über Ängste und Sorgen, die Gesundheit, und medizinische Versorgung sowie traurige Ereignisse wird von ihr berichtet.

Kurzum eine umfassende Schilderung der damaligen Zeit.

Zur Leseprobe


Auf dem Grundstück wurde ein weiteres Wohnhaus, ein Stallgebäude mit Pferdeboxen und Nebenräumen sowie eine "Remise", ein Wirtschaftsgebäude für Fahrzeuge und Geräte gebaut.

Da der Landwirt Leopold (Leo) Strube an der Bewirtschaftung der Liegenschaften kein Interesse zeigte und nach Puerto Rico zog, wurden die Ländereien des Rittergutes 1894 verkauft. Dr. Georg Strube war inzwischen (1890) verstorben, die Villa verblieb bei seiner Witwe Johanne (Jeannette) Strube. Sie starb am 01.02.1939.

Villa Strube
Hoyaer Wochenblatt vom 02.02.1939

Um 1900 bat sie ihre Tochter Hanny, die Verwaltung des Anwesens zu übernehmen.

Hanny Strube hatte bis dahin in Paris die französische Sprache und Literatur studiert.

Sie gab das Studium auf, ging für ein dreiviertel Jahr in Marienfelde bei Berlin auf die Gartenbauschule, um sich dann ganz der Verwaltung des Anwesens in Eystrup zu widmen.

Unter ihrer Leitung entwickelt sich auf dem Anwesen der Villa Strube ein namhafter Gartenbaubetrieb.

Johanne (Hanny) Strube
Johanne (Hanny) Strube
als junges Mädchen um 1900

Gärtnerei Strube
Auf dem Grundstück der Villa Strube in den 30er Jahren

Villa Strube

Im Gewächshaus
Gärtnermeister Anton Strohmeyer

Villa Strube

Im Gewächshaus
Mitarbeiter/innen mit Hund

Villa Strube

Gärtnerei Strube
Beim Mistausbringen

von links:
unbekannt, Sophie Niemann, Christian Lührs und Anton Strohmeyer

Villa Strube

Gärtnerei Strube
Vor dem Gewächshaus,
in der Mitte Christian Lührs, rechts Anton Strohmeyer

Villa Strube

Gärtnerei Strube
Vor dem Gewächshaus,
in der Mitte Christian Lührs, rechts Anton Strohmeyer

Villa Strube

Betriebsausflug der Gärtnerei Strube
Die Aufnahme entstand vermutlich an der heutigen Straße Am Büchenkamp

Villa Strube
Obere Reihe von links:
Herr Röpe, Sophie Hapke, Christian Lührs, Ella Lakemann, Dora Lührs, unbekannt, Gärtnerin, Heinrich Frerking, Frau Clasen, Gärtnermeister Strohmeyer, Herr Meierling, Frau Niemann, Herr Brinkmann, Sophie Kaup, Frau Röpe, Fidi Kaup, Hanny Strube,
sitzend von links:
Frau Brinkmann, Frau Strohmeyer, Frau Meyerling, Gärtnerin, Fräulein Linge, Dorothea Brinkmann

Hanny Strube bei einer ihrer vielen Tätigkeiten auf dem Gelände der Villa Strube.

Hanny Strube
Hanny Strube Aufnahme Anfang der 30er Jahre

Die 80 jährige Hanny Strube während eines Kuraufenthaltes in Bad Pymont Aufnahme 1954

Hanny Strube

Hausangestellte der Villa Strube
links Sophie Linge, spätere Sophie Eine,
Aufnahme Anfang der 30er Jahre

Villa Strube

Hausangestellte beim Blumengießen
im Wintergarten der Villa Strube

Villa Strube

Es wurde mit der Ausbildung von Hausangestellten, Köchen, Gärtnern u.a. begonnen.

Villa Strube
Die Köchin der Villa Strube liebevoll "Mutti" genannt.
Aufnahme Anfang der 30er Jahre

Mitarbeiterinnen beim Wäschebleichen

Villa Strube
Links Sophie Linge, spätere Sophie Eine

Ernteumzug 1936
Mit geschmückten Pferdewagen der Gärtnerei Strube.

vor dem Haus Wiese an der Doenhauserstraße 1, rechts das Wohnhaus des ehemaligen Hofes Schumacher, heute Wiechmann.

Villa Strube

Ernteumzug 1936
Mit geschmückten Pferdewagen der Gärtnerei Strube. im Hintergrund das Wohnhaus des ehemaligen Hofes Schumacher, heute Wiechmann.

Villa Strube

Gärtnerei Strube
Mitarbeiter/innen bei der Arbeit

Villa Strube

Gartenarbeit mit Esel
Da die Pferde kriegsbedingt eingezogen wurden, erfolgte die Gartenarbeit ab 1941 mit einem Esel.

Villa Strube

Gartenarbeit mit Esel
Trotz harter Zeiten hatte man bei der Arbeit auch mal Zeit für Späße.

Villa Strube

Villa Strube Nordostseite
Aufnahme aus den 20er Jahren

Villa Strube

Südseite mit dem Haupteingang
Aufnahme aus den 20er Jahren

Villa Strube

Villa Strube (1871-1947)
1911 übernimmt Dr. August Strube, der Bruder von Hanny Strube, die Strubenvilla.

Dr. Strube war von 1900 bis 1902 Syndikus der Handelskammer Bremen, danach Vorstandsmitglied der Deutschen Nationalbank in Bremen.

1907 wurde er zum Mitglied des Plenums dieser Handelskammer gewählt und war 1919 deren Präses.

Villa Strube

Strubenhof
1915 erwirbt Dr. August Strube von der Familie Blanke, deren Söhne im Krieg gefallen sind, den Hof in Doenhausen und nennt ihn "Strubenhof"

Heute ist der Hof im Besitz der Erben Dr. Fritz Strubes, Bremen.

Der Hof wird von der Familie Trantel bewirtschaftet.

Villa Strube
Der Strubenhof in der Doenhauserstaße 37, Aufnahme 2008

Als die Marburger Behring-Werke 1923 in Eystrup ein „Institut zur Bekämpfung der "Virus-Schweinepest"gründen, von den Eystrupern kurz „die Serum" genannt, errichtet August Strube auf dem Strubenhof einen Schweinestall für Versuchsschweine für das Institut.

Villa Strube
Der ehemalige Verwalter des Strubenhofes, Dietrich Brinkmann mit seinen Pferden. Aufnahme 1935

Villa Strube
Die Innenräume der Villa zeugten vom Wohlstand der Familie.

Villa Strube
Salon von Frau Johanna (Hanny) Strube
Aufnahme aus den 20er oder 30er Jahren

Villa Strube
Im Speisezimmer der Villa befanden sich sechs große Wandbilder des holländischen Landschaftsmalers Juriaan Andriessen (1742-1819) aus dem Jahre 1784.

Sie zeigten den Verlauf eines Flusses von der Quelle bis zum offenen Meer in einer arkadischen Sommerlandschaft.

1943-1945 kamen alle Familienmitglieder, die durch Bomben ihre Häuser verloren hatten, nach Eystrup.

Am 9. April 1945 besetzten britische Truppen Eystrup und beschlagnahmten die Villa Strube. Die Bewohner mussten sie sofort räumen.

Die große Wandbilder konnten vor der Vernichtung gerettet werden.

Villa Strube
Das Speisezimmer der Villa Strube
Aufnahme aus den 20er oder 30er Jahren

Im Dezember 1945 kam es bei der Weihnachtsfeier des britischen Befehlshabers General Brian G. Horrocks zu einem Schornsteinbrand.

General Brian G. Horrocks
General Brian G. Horrocks, Bildquelle: Wikipedia

Obwohl die Feuerwehren aus der näheren Umgebung schnell anwesend waren, wurde ihnen der Zutritt zum Grundstück verwehrt, weil es sich jetzt um ein Miltärgelände handelte.

Das Vorderhaus brannte vollständig ab.

Villa Strube
Gemälde-Zyklus des holländischen Landschaftsmalers Juriaan Andriessen (1742-1819) aus dem Jahre 1784.
Aufnahme aus den 20er oder 30er Jahren

Die Ruine wurd anschließend zum Schutz mit einem Notdach versehen.

1951 wurde das Vorderhaus abgerissen und verkleinert neu aufgebaut.

1952-1953 erfolgte der Innenausbau und Umbau nach englischen Plänen als Residenz für den Kommandeur der britischen Streitkräfte.

Das Anwesen wurde bis 1993 von den Engländern genutzt.

Villa Strube

Die Ruine wurd anschließend zum Schutz mit einem Notdach versehen.

1951 wurde das Vorderhaus abgerissen und verkleinert neu aufgebaut.

1952-1953 erfolgte der Innenausbau und Umbau nach englischen Plänen als Residenz für den Kommandeur der britischen Streitkräfte.

Wohnsitz General C.P.Jones
Kreiszeitung für die Grafschaft Hoya vom 15.11.1951

1955 schenkte Martha Strube, die Ehefrau des 1947 verstorbenen Generalkonsuls Dr. August Strube der Handelskammer Bremen die Wandbilder.

Dort zieren sie heute immer noch die Wände des Landschaftssaals im Haus Schütting, dem Sitz der Handelskammer Bremen.

Villa Strube
Der Landschaftssaal im Haus Schütting in Bremen
Mit freundlicher Genehmigung des Fotografen Frank Pusch, Bremen
www.pusch.com

Während der Nutzungsdauer durch die Britischen Streitkräfte, wurden in der Villa Strube auch namhafte Persöhnlichkeiten empfangen. So z.B.:

1946 General Montgomery und
1991 Prinzessin Anne

1993 verabschiedete sich nach 48 Jahren der letzte britische General aus seiner Residenz in Eystrup.


Kreiszeitung vom 21.07.1993
Kreiszeitung vom 21.07.1993
Verabschiedung des letzten britischen Generals
Verabschiedung des letzten britischen Generals
Die Aufnahme zeigt von links die Herren:
Bürgermeister Alfred Schindler, General Ian Mackay-Dick, Verbindungsoffizier Alan Tyson-Carter, Samtgemeindebürgermeister Gerhard Meyer.
Im Hintergrund die Villa Strube.

Gegen Ende des Jahrhunderts wurde die Villa verpachtet und zur Gaststätte umgebaut.

Im Mai des Jahres 2003 pachtete eine Fachärztin für Allgemeinmedizin die Villa Strube und richtete eine Arztpraxis ein.

Heute (2019) wird sie von einer Jugendhilfeeinrichtung genutzt.

Villa Strube

Rückseite der Villa Strube
Aufnahme 2012

Villa Strube

Ehemalige Wagenremise und Waschhaus der Villa Strube
Aufnahme 2012

Villa Strube